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Qualitätsrahmen Unterricht - Hören
Stand: 2023-11-06
Im Folgenden finden Sie den Qualitätsrahmen Unterricht in verschiedenen Versionen:
Leitgedanken
Übergeordnete Zielsetzung ist es, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einem Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot auf der Basis ihrer Lernausgangslagen durch eine individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung zu ermöglichen, ihre Aktivitätspotenziale zu entfalten und ihre Teilhabe zu erweitern.
Zur Realisierung dieser Zielsetzung dienen im Rahmen von Unterricht die im Folgenden aufgeführten Qualitätsbereiche. Sie bilden am SAF Freiburg, Abt. Sonderpädagogik den Referenzrahmen für die Planung, Durchführung, Reflexion und Bewertung von Lehr-Lernsituationen. Bezugspunkte hierfür sind die IBBW-Publikationsreihe „Wirksamer Unterricht“, der „Unterrichtsfeedbackbogen Tiefenstrukturen“ des IBBW sowie „Fokus Unterrichtsbewertung“ des KM.
Qualitätsbereiche für Lehr-Lernsituationen
QB1 Beziehungsgestaltung
QB2 Kognitive Aktivierung
QB3 Konstruktive Unterstützung
QB4 Strukturierte Klassenführung
QB5 Förderschwerpunktspezifische Qualitäten
Die tiefenstrukturellen Dimensionen „Kognitive Aktivierung“, „Konstruktive Unterstützung“ und „Strukturierte Klassenführung“ wurden aus sonderpädagogischer Perspektive konkretisiert und durch die „Beziehungsgestaltung“ sowie förderschwerpunktspezifische Aspekte vervollständigt. In ihrem Zusammenspiel und unter Berücksichtigung der Fachdidaktiken entfalten sie ihre Wirksamkeit.
Den fünf Qualitätsbereichen sind Qualitätskriterien, den Qualitätskriterien wiederum Indikatoren zur Konkretisierung zugeordnet. Die Qualitätskriterien und -indikatoren erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie können je nach Lerngruppe und Zielsetzung des Unterrichts in ihrer Relevanz variieren und unterschiedlich gewichtet werden.
QB 1 Beziehungsgestaltung
1.1 Die Lehrkraft begegnet den Schüler:innen empathisch, respektvoll und wertschätzend.
Indikatoren
Die Lehrkraft behandelt alle Schüler:innen freundlich.
Die Lehrkraft zeigt echtes Interesse für die Perspektiven und Meinungen der Schüler:innen.
Die Lehrkraft nimmt die Gefühle und Probleme der Schüler:innen ernst.
Die Lehrkraft zeigt angemessen Mitgefühl.
1.2 Die Lehrkraft zeigt Herzlichkeit und Wärme.
Indikatoren
Die Lehrkraft teilt die Freude von Schüler:innen.
Die Lehrkraft spendet Trost, der von den Schüler:innen angenommen werden kann.
Die Lehrkraft vermittelt den Schüler:innen über (non-) verbale Ausdrucksformen das Gefühl des Angenommenseins.
1.3 Die Lehrkraft wahrt eine Balance zwischen Nähe und Distanz.
Indikatoren
Die Lehrkraft achtet die Grenzen der Schüler:innen.
Die Lehrkraft setzt (situations- und alters-)angemessen Grenzen in Bezug auf Körperkontakt und Kommunikation.
Die Lehrkraft lässt eine angemessene Form von Nähe zu.
Die Lehrkraft macht angemessene Angebote, die Nähe ermöglichen.
1.4 Die Lehrkraft achtet auf die Befriedigung von Grundbedürfnissen.
Indikatoren
Die Lehrkraft sichert beständige Beziehungen.
Die Lehrkraft bietet den Schüler:innen (wenn nötig) einen Rückzugsraum.
Die Lehrkraft achtet den Pausen-, Ruhe- und Schlafbedarf der Schüler:innen.
Die Lehrkraft bietet den Schüler:innen Sicherheit und Verlässlichkeit.
Die Lehrkraft ermöglicht es den Schüler:innen, im Bedarfsfall zu essen und zu trinken.
Die Lehrkraft bietet den Schüler:innen die Möglichkeit zum Toilettengang.
Die Lehrkraft sichert erforderliche Angebote zur Pflege.
Die Lehrkraft nimmt Rücksicht auf den Gesundheitszustand der Schüler:innen.
Theoriebezüge: Maslow, Traumapädagogik
1.5 Die Lehrkraft hält die Beziehung zu den Schüler:innen auch in herausfordernden Situationen
aufrecht.
Indikatoren
Die Lehrkraft bleibt auch in herausfordernden Situationen wertschätzend.
Die Lehrkraft achtet darauf, die Schüler:innen nicht zu beschämen.
Die Lehrkraft ermöglicht den Schüler:innen bewusst, ihre gemachten Erfahrungen durch relativierende, korrigierende oder verändernde Gegenerfahrungen zu ergänzen oder zu kontrastieren.
Die Lehrkraft zeigt Verständnis.
Die Lehrkraft zieht sich im Sinne einer Deeskalation situativ zurück.
Theoriebezüge: Beziehungspädagogik
1.6 Die Lehrkraft ermöglicht ein positives Klassenklima.
Indikatoren
Die Lehrkraft ermöglicht den Schüler:innen ein gelingendes Miteinander.
Die Schüler:innen hören einander zu und lassen sich gegenseitig ausreden.
Die Lehrkraft und Schüler:innen gehen geduldig miteinander um.
Die Schüler:innen helfen und unterstützen sich gegenseitig.
Die Schüler:innen stellen einander bei Fehlern nicht bloß.
Das Klassenklima ist durch Zusammenhalt geprägt.
Die Schüler:innen sprechen in einem respektvollen und höflichen Ton mit der Lehrkraft.
Die Schüler:innen hören der Lehrkraft zu und lassen sie ausreden.
1.7 Die Lehrkraft arbeitet dialogisch und kooperativ mit den am Unterricht beteiligten Personen
zusammen.
Indikatoren
Die Lehrkraft arbeitet wertschätzend mit den am Unterricht beteiligten Personen zusammen.
Die am Unterricht beteiligten Personen agieren in ihrem gemeinsam abgestimmten Verantwortungs- und Zuständigkeitsbereich rollenadäquat.
Die am Unterricht beteiligten Personen stimmen situativ Aufgaben ab.
Verweise: Qualitätsrahmen: Kooperative Prozesse subsidiär gestalten
QB 2 Kognitive Aktivierung
2.1. Die Lehrkraft berücksichtigt die individuellen Lernausgangslagen der Schüler:innen.
Indikatoren
Die Lehrkraft berücksichtigt behinderungsspezifische Voraussetzungen der Schüler:innen, z.B. kognitive, sprachliche, motorische, sozial-emotionale …
Die Lehrkraft knüpft an die Lebenswelt der Schüler:innen an.
Die Lehrkraft bezieht die Interessen der Schüler:innen mit ein.
Die Lehrkraft schafft gemeinsame Erfahrungs- und Aneignungsräume.
Die Schüler:innen bringen Vorwissen, Vorerfahrungen und Vorstellungen zu einem Thema ein.
2.2. Die Lehrkraft fokussiert den Unterricht unter Berücksichtigung fachwissenschaftlicher und
fachdidaktischer Aspekte auf die zentralen Inhalte und Ziele.
Indikatoren
Die Lehrkraft arbeitet die zentralen Aspekte eines Themas heraus und setzt diese in eine sachlogische Reihenfolge.
Die Lehrkraft gestaltet Bildungsangebote auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse bezüglich deren Wirksamkeit.
Die Lehrkraft sorgt für einen zielgerichteten Einsatz von Methoden, Sozialformen und (digitalen) Medien.
Die Lehrkraft adaptiert Inhalte situativ flexibel.
Die Lehrkraft gestaltet die Lernzeit effektiv und effizient.
Die Lehrkraft achtet auf eine schüler:innenorientierte und inhaltsbezogene Abfolge, Länge und Gestaltung der Unterrichtsphasen.
Die Lehrkraft sorgt für Transparenz im Hinblick auf die Begründung des Lerngegenstands, die Ziele, die Inhalte und den Ablauf.
2.3. Die Lehrkraft ermöglicht den Schüler:innen eine vertiefte Auseinandersetzung mit den zentralen
Inhalten.
Indikatoren
Die Lehrkraft wählt Inhalte, Aufgabenformate, Medien und Methoden, die die Schüler:innen zum Nachdenken anregen.
Die Lehrkraft stellt Fragen so, dass diese zu einer vertieften Auseinandersetzung anregen.
Die Schüler:innen erläutern eigene Lösungswege.
Die Schüler:innen erklären, beschreiben, begründen ihre Antworten.
Die Schüler:innen erläutern, wie etwas Neues mit dem Bekannten zusammenhängt.
Die Schüler:innen wenden bisher Gelerntes in neuen Zusammenhängen an.
Die Lehrkraft bietet passende Aneignungsmöglichkeiten an.
2.4. Die Lehrkraft sichert wesentliche (Teil-)Ergebnisse, die für das Weiterlernen hilfreich sind.
Indikatoren
Schüler:innen fassen (Teil-) Ergebnisse mit Blick auf das Lernziel zusammen.
Die Lehrkraft nutzt geeignete Medien, um (Teil-) Ergebnisse festzuhalten.
Die Lehrkraft ermöglicht den Schüler:innen das Wiederholen, Üben und Festigen von Lerninhalten.
2.5. Die Lehrkraft ermöglicht den Schüler:innen, sich engagiert am Unterrichtsgeschehen zu beteiligen.
Indikatoren
Die Lehrkraft weckt bei den Schüler:innen Interesse, Motivation und Freude am Unterricht.
Die Schüler:innen beteiligen sich aufmerksam und aktiv am Unterricht.
Die Schüler:innen stellen Fragen, wenn ihnen etwas unklar ist.
QB 3 Konstruktive Unterstützung
3.1 Die Lehrkraft unterstützt die Schüler:innen individuell in ihrem Lernprozess.
Indikatoren
Die Lehrkraft beobachtet die Schüler:innen gezielt in ihrem Lernprozess.
Die Lehrkraft individualisiert und differenziert (z.B. bzgl. der Aneignungsmöglichkeiten, des Schwierigkeitsgrades, der Methoden, der Hilfsmittel …) entsprechend der individuellen Lernausgangslagen und Ziele der Schüler:innen.
Die Lehrkraft nimmt sich gezielt Zeit für einzelne Schüler:innen.
Die Lehrkraft adaptiert ihren Unterricht situativ.
3.2 Die Lehrkraft verwendet eine professionelle Lehrer:innensprache.
Indikatoren
Die Lehrkraft passt ihre Äußerungskomplexität an die Lernausgangslagen der Schüler:innen an, v.a. hinsichtlich des Wortschatzes und der Grammatik.
Die Lehrkraft drückt sich sprachlich deutlich und korrekt aus.
Die Lehrkraft variiert die Lehrer:innensprache situativ angemessen.
Die Lehrkraft setzt Visualisierung unterstützend ein, z.B. durch Gegenstände, Bilder, Schrift, lautsprachunterstützende Gebärden.
Die Lehrkraft setzt handlungsbegleitendes Sprechen ein.
Die Lehrkraft hält Blickkontakt und stellt damit einen persönlichen Bezug zu den Schüler:innen her, sichert deren Aufmerksamkeit, signalisiert aktives Zuhören.
Die Lehrkraft setzt Mimik und Gestik unterstützend ein.
3.3 Die Lehrkraft unterstützt das Sprach- und Textverständnis der Schüler:innen.
Indikatoren
Die Lehrkraft nutzt Formen der Visualisierung, z.B. durch Gegenstände, Bilder, Piktogramme, Schrift.
Die Lehrkraft wiederholt und modelliert Schüler:innenäußerungen gezielt, z.B. durch korrektives Feedback.
Die Lehrkraft stellt gezielt Nachfragen.
Die Lehrkraft übt gezieltes Nachfragen mit den Schüler:innen ein und verstärkt dieses positiv.
Die Lehrkraft strukturiert ihre sprachlichen Äußerungen klar, z.B. gliedert sie Arbeitsaufträge in Teilschritte, setzt bei Lehrer:innenvorträgen gezielt Pausen ein.
Die Lehrkraft wendet Lese-Leicht-Kriterien zur Vereinfachung von Lesetexten an.
3.4 Die Lehrkraft gibt den Schüler:innen Feedback, das zum Weiterlernen hilfreich ist.
Indikatoren
Die Lehrkraft macht frühzeitig transparent, zu welchen Aspekten im weiteren Verlauf ein Feedback gegeben werden soll.
Die Lehrkraft informiert Lernende kontinuierlich während des Lernprozesses über ihren aktuellen Lernstand sowie ihre individuelle Lernentwicklung.
Die Rückmeldungen der Lehrkraft helfen den Schüler:innen, ihre Fehler zu erkennen und ihr weiteres Vorgehen zu verbessern.
Die Lehrkraft weist die Schüler:innen angemessen auf Lernerfolge wie auch auf Verständnisschwierigkeiten oder Wissenslücken hin.
Die Lehrkraft vermittelt Strategien, die die Schüler:innen bei der Bearbeitung künftiger Aufgaben einsetzen können.
3.5 Die Lehrkraft bietet Möglichkeiten zur Reflexion.
Indikatoren
Die Lehrkraft macht frühzeitig Kriterien für die spätere Reflexion transparent.
Die Lehrkraft bietet Schüler:innen die Möglichkeit, kriteriengeleitet zu reflektieren.
Die Lehrkraft ermöglicht den Schüler:innen, die Reflexionsergebnisse für ihr weiteres Lernen zu nutzen.
QB 4 Strukturierte Klassenführung
4.1 Die Lehrkraft hat einen guten Überblick über das Geschehen im Unterricht.
Indikatoren
Die Lehrkraft hat alle Schüler:innen im Blick.
Die Lehrkraft zeigt Präsenz, z.B. durch Blicke, Gesten, Positionierung im Klassenraum.
4.2 Die Lehrkraft gestaltet ihre Rolle situationsangemessen und eindeutig aus.
Indikatoren
Die Lehrkraft agiert als verantwortlich unterrichtsleitende Person.
Die Lehrkraft trifft bei Bedarf notwendige Entscheidungen in erzieherischer und didaktischer Hinsicht.
Die Lehrkraft schafft Unterrichtsphasen, in denen sie sich bewusst zurücknimmt.
Die Lehrkraft schafft für die Schüler:innen Formen der Beteiligung.
4.3 Die Lehrkraft sorgt für eine vorbereitete Lernumgebung.
Indikatoren
Die Lehrkraft schafft eine reizarme Lernumgebung.
Die Lehrkraft achtet auf sinnvolle Positionierungen der Schüler:innen, z.B. über die Sitzordnung.
Die Lehrkraft gestaltet Wege im Klassenraum möglichst störungsarm.
Die Lehrkraft nutzt feste Plätze für Arbeitsmaterialien.
Die Lehrkraft schafft für die gewählten Sozialformen ausreichend Platz.
Die Lehrkraft gestaltet Arbeitsplätze übersichtlich und lernförderlich.
Die Lehrkraft unterstützt die Schüler:innen, ihre Lernumgebung selbständig zu nutzen und zu gestalten.
Benötigtes Material und notwendige Hilfsmittel sind einsatzbereit.
4.4 Die Lehrkraft bezieht unterstützende Rituale mit ein.
Indikatoren
Die Schüler:innen kennen Abläufe im Unterricht.
Die Schüler:innen zeigen Sicherheit in ritualisierten Handlungsabläufen.
Die Schüler:innen bewältigen Anforderungen durch deren Ritualisierung selbstorganisiert.
4.5 Die Lehrkraft zeigt präventive und intervenierende Maßnahmen im Umgang mit
Unterrichtsstörungen und Konflikten.
Indikatoren
Die Lehrkraft verschafft sich Kenntnis von aktuellen Ereignissen und emotionalen Zuständen der Schüler:innen.
Die Lehrkraft reduziert das Störungs- und Konfliktpotential z.B. durch die Wahl der Sozialform, der Sitzordnung, der Methoden, den am Unterricht beteiligten Personen.
Die Lehrkraft reagiert frühzeitig auf sich entwickelnde Unterrichtsstörungen und Konflikte.
Die Lehrkraft nutzt Regeln und Rituale alters-, situationsangemessen und zielgerichtet.
Die Lehrkraft gestaltet individuelle Maßnahmen zur Verhaltensmodellierung auf Basis des Verstehenden Ansatzes.
Die Lehrkraft verfügt über ein vielfältiges Verhaltensrepertoire zur Reaktion auf Störungen.
Die Lehrkraft leitet nachvollziehbare und klare Konsequenzen ab.
Die Lehrkraft hält in herausfordernden Situationen eine wertschätzende Haltung gegenüber den Schüler:innen aufrecht.
4.6 Die Lehrkraft sorgt für einen zielgerichteten Einsatz der am Unterricht beteiligten Personen.
Indikatoren
Die Lehrkraft sorgt dafür, dass die am Unterricht beteiligten Personen die Schüler:innen in Abhängigkeit von deren Lernvoraussetzungen und situativen Bedürfnissen unterstützen.
Die Lehrkraft setzt die am Unterricht beteiligten Personen zielorientiert ein.
Die Lehrkraft berücksichtigt beim Einsatz fachliche Qualitäten der am Unterricht beteiligten Personen.
Die Lehrkraft klärt mit den am Unterricht beteiligten Personen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten situativ.
Die Lehrkraft leitet die am Unterricht beteiligten Personen in Bezug auf deren Aufgaben an.
QB 5 Förderschwerpunktspezifische Qualitäten
5.1. Die Lehrkraft und die Schüler:innen gestalten im Unterricht möglichst optimale Hör- und Kommunikationsbedingungen.
Indikatoren
Die Lehrkraft überprüft zu Beginn des Unterrichts zusammen mit den Schüler:innen die Funktionsfähigkeit der Hörsysteme.
Die Lehrkraft integriert die Kontrolle der Hörsysteme in den Tagesablauf.
Die Lehrkraft setzt die Übertragungsanlage konsequent ein.
Die Lehrkraft vermeidet während des Unterrichts Störgeräusche.
Die Lehrkraft leitet bei technischen Problemen umgehend die notwendigen Maßnahmen ein.
Die Lehrkraft beobachtet und reagiert auf Höranstrengung und Hörermüdung ihrer Schüler:innen.
Die Lehrkraft führt mit ihren Schüler:innen feste Kommunikationsregeln ein und achtet auf die Einhaltung dieser.
Die Lehrkraft wählt einen Sprachstandort bzw. Sitzplatz, von dem aus sie gut gesehen werden kann.
Die Lehrkraft hält während des Sprechens bzw. Gebärdens durchgängig Blickkontakt zu ihren Schüler:innen.
Die Schüler:innen übernehmen zunehmend die Verantwortung im Umgang mit ihren Hörsystemen und deren selbstständigen Überprüfung.
Die Schüler:innen setzen die Übertragungsanlage konsequent ein.
5.2. Die Lehrkraft verwendet eine professionelle Lehrer:innensprache.
(Förderschwerpunktspezifische Ergänzungen)
Indikatoren
Die Lehrkraft wiederholt und akzentuiert gezielt („unterstreicht“ die Wichtigkeit bestimmter Wörter, Satzteile und Sätze).
Die Lehrkraft setzt spezifisches Lob ein (verstärkt z. B. Nachfragen der Schüler:innen positiv und spezifisch, z. B. „Toll, dass du genau nachfragst!“).
Die Lehrkraft setzt Modellierungstechniken gezielt ein (bietet Schüler:innenäußerungen vorausgehende und nachfolgende Sprachmodelle; modelliert in die nächste Phase der Entwicklung).
Die Lehrkraft spricht/gebärdet klar und deutlich.
Die Lehrkraft spricht/gebärdet variationsreich.
Die Lehrkraft setzt Pausen gezielt ein (gibt Zeit zum Nachdenken, markiert Phrasengrenzen, betont dadurch wichtige Wörter und Zielstrukturen, …).
5.3. Die Lehrkraft nutzt adäquate Unterstützungssysteme.
Indikatoren
Die Lehrkraft verwendet bei lautsprachlich orientierten Schüler:innen Handzeichen, die sich an der Lautbildung orientieren (PMS).
Die Lehrkraft verwendet bei gebärdensprachlich orientierten Schüler:innen Handzeichen, die sich am Graphem orientieren (GMS).
Die Lehrkraft nutzt LUG zur Sicherung der Kommunikation mit Schüler:innen, die die Lautsprache weitgehend auditiv wahrnehmen können.
Die Lehrkraft nutzt LUG zur Sicherung des Sprachverständnisses bei Schüler:innen mit geringer Gebärdensprachkompetenz.
Die Lehrkraft nutzt LBG zum kontrastiven Vergleich/zur Gegenüberstellung der Lautsprache mit DGS.
Die Lehrkraft nutzt LBG zum „Vorlesen“ von geschriebenen Texten
5.4. Die Lehrkraft sichert und fördert das Sprach- und Textverständnis. (Förderschwerpunktspezifische Ergänzungen)
Indikatoren
Die Lehrkraft lässt Arbeitsanweisungen (in eigenen Worten/Gebärden) wiederholen und bietet entsprechende Abrufhilfen an.
Die Lehrkraft stellt gezielt Nachfragen (z. B. „Was ist dein erster Arbeitsschritt?“).
5.5. Die Lehrkraft gestaltet im Unterricht kommunikationsfördernde Kontexte.
Indikatoren
Die Lehrkraft schafft im Unterricht Sprech- und Kommunikationsanlässe.
Die Lehrkraft setzt Fragen, Sachimpulse/stumme Impulse so ein, dass die Schüler:innen sprachlich aktiviert werden (Aufforderung zur Kommunikation).
Die Lehrkraft initiiert Turn-Wechsel zwischen den Schüler:innen (z. B. indem sie gibt im Unterrichtsgespräch Schüler:innenbeiträge weitergibt).
Die Lehrkraft gibt ausreichend Zeit zum Nachdenken und Formulieren.
Die Lehrkraft regt Murmelgespräche an.
Die Lehrkraft bietet ihren Schüler:innen immer wieder die Möglichkeit, in dialogischen Austausch miteinander zu kommen, z. B. im Rahmen kooperativer Arbeitsformen.
Die Lehrkraft schafft eine wertschätzende kommunikative Umgebung (Wertschätzung von Redebeiträgen, positive Rückmeldung bei Kommunikationsversuchen).
Die Lehrkraft plant die Zusammensetzung von Gruppen für die kommunikative Interaktion bewusst.
5.6. Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der Hör- und Kommunikationsstrategien.
Indikatoren
Die Schüler:innen arbeiten stets mit angepassten Materialien und Hilfsmitteln bspw. in der Küche, in der Werkstatt, beim Anwenden der Kulturtechniken und selbständigen Tätigkeiten.
Die Schüler:innen nutzen nicht-elektronische und elektronische Kommunikationshilfen.
Die Schüler:innen benutzen angepasste Spielmaterialien.
Die Lehrkraft führt die Handhabung von Hilfsmittel gemeinsam mit Schüler:innen ein.
Die Lehrkraft ist sicher im Umgang mit den Hilfsmitteln und angepassten Materialien.
5.7. Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der Pragmatik.
Indikatoren
Die Lehrkraft wendet Strategien der Gesprächsführung (z. B. Öffnen, Zeit geben, Beiträge aufgreifen und gewichten) an.
Die Lehrkraft setzt Fragen und Impulse so ein, dass die Schüler:innen sprachlich aktiviert werden.
Die Lehrkraft modelliert und unterstützt das Gesprächsverhalten.
Die Lehrkraft präsentiert bewusst prägnante ausgewählte Sprachhandlungen (bitten, fragen, …).
Die Lehrkraft achtet auf Perspektivenwechsel/Wechsel der Kommunikationspartner:innen (Turn-Taking).
Die Lehrkraft sichert die gegenseitige Aufmerksamkeit der Schüler:innen untereinander.
Die Lehrkraft vermeidet kommunikativen Zeitdruck.
Die Lehrkraft berücksichtigt Auswirkungen pragmatisch-kommunikativer Schwierigkeiten auf die Textkompetenz.
Die Lehrkraft unterstützt die Organisation von Texten (Erstellen von Texten, Handlungspläne, Gliedern von Texten z.B. in Sinnabschnitte).
Die Lehrkraft schafft einen kommunikativ zwingenden Kontext (z.B. durch Rollenspiele).
Die Lehrkraft schafft Erzählanlässe.
5.8. Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung des Wortschatzes.
Indikatoren
Die Lehrkraft macht Angebote zur Elaboration auf Inhaltsebene/Lemmaebene und Formebene/Lexemebene.
Die Lehrkraft bietet einen multimodalen Markenmix (z. B. Schüler:inneninteressen, Vorwissen und Vorerfahrungen, verschiedene Aneignungsmöglichkeiten: basal-perzeptiv, enaktiv, ikonisch, symbolisch).
Die Lehrkraft nutzt hierarchische Netzwerkmodelle (z. B. ähnliche Begriffe, Oberbegriffe, Unterbegriffe, Synonyme oder Gegensätze finden).
Die Lehrkraft macht Angebote zur Verbesserung von Abrufprozessen (z.B. Schaffen von Abrufkontexten, Anbieten von Abrufhilfen).
Die Lehrkraft macht Angebote zum Erwerb und Training von Strategien mit Selbstmanagement (Selbstevaluations-, Frage-, Speicher-, Abruf-, Kategorisierungsstrategien).
Die Lehrkraft besetzt „Nichtwissen“ positiv (z. B. „Schatzwörter“ in einer Schatzwörterkiste oder auf einem Schatzwörterplakat sammeln).
Die Lehrkraft erarbeitet einen themenbezogenen Grundwortschatz in Laut- und/oder Gebärdensprache, der es den Schüler:innen ermöglicht, sich sprachlich auszutauschen.
Die Lehrkraft bietet ausreichend Möglichkeit zur Sicherung und Festigung des erarbeiteten Wortschatzes.
5.9. Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der Grammatik.
Indikatoren
Die Lehrkraft ermöglicht es den Schüler:innen, die grammatische Zielstruktur gut zu erkennen (z. B. durch bewusste Verlangsamung, akzentuiertes Betonen, LBG, GMS).
Die Lehrkraft fokussiert auf die kürzeste grammatische Zielstruktur.
Die Lehrkraft setzt Modellierungstechniken gezielt ein (bietet Schüler:innenäußerungen vorausgehende und nachfolgende Sprachmodelle).
Die Lehrkraft sensibilisiert für Morphemmarkierungen.
Die Lehrkraft visualisiert Sprachstrukturen (z. B. durch Bilder, Gesten, Handzeichen, farbliche Markierungen kritischer Merkmale).
Die Lehrkraft setzt Schrift ein.
Die Lehrkraft schaltet sprachliche Ablenker und Verwirrer aus.
Die Lehrkraft nutzt im Bereich Gebärdengrammatik die „kontrastive Grammatik“ (Laut-bzw. Schriftsprache-DGS).
5.10. Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der Aussprache.
Indikatoren
Die Lehrkraft verwendet eine Lehrer:innensprache, die als Sprachvorbild dient (z. B. durch genaue Artikulation, langsames Sprechtempo und ein gut sichtbares Mundbild).
Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der Mundmotorik (z. B. Mundmotorik-Geschichten, Einbettung in Buchstabeneinführungen).
Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der auditiven Wahrnehmung (z. B. Spiele zur Lokalisation von Lauten in Wörtern).
Die Lehrkraft verwendet Handzeichen, die sich an der Lautbildung orientieren und dazu passende Lautsymbolkarten.
Die Lehrkraft setzt Modellierungstechniken gezielt ein (bietet Schüler:innenäußerungen vorausgehende und nachfolgende Sprachmodelle).
Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinn (z. B. Geräusche erkennen, Reimen, Silbensegmentierung und -synthese) sowie im engeren Sinn (z. B. Phonemsegmentierung und -synthese, An-/In-/Endlaute erkennen und vergleichen, Wörter abhören und synthetisieren).
Die Lehrkraft macht individuelle Bildungsangebote im Bereich Gebärdenausführung.
Die Lehrkraft macht Angebote zur Förderung der exakten Ausführung der Gebärden und bezüglich des Bewusstseins des Gebärdenraums.
Die Lehrkraft macht Angebote zur phonologischen Bewusstheit (manuelle, nicht-manuelle und orale Komponenten der Gebärdensprache).
5.11. Die Lehrkraft macht förderschwerpunktspezifische Angebote im Bereich Lesen und Schreiben.
Indikatoren
Die Lehrkraft adaptiert/gestaltet das Material für den Schriftspracherwerb unter Berücksichtigung der individuellen Lernvoraussetzungen auf Schüler:innenseite (z. B. in Bezug auf einen gesicherten Grundwortschatz, die Fähigkeiten im Bereich der auditiven Diskrimination, die Eigenkontrolle über den auditiven Kanal).
Die Lehrkraft ermöglicht auch Schüler:innen mit Schwierigkeiten im Bereich der phonologischen Bewusstheit einen Zugang zur Schriftsprache (analytisches Vorgehen über Ganzwörter und Morpheme statt Betonung der Phonem-Graphem-Korrespondenz).
5.12. Die Lehrkräfte machen Angebote im bimodal-bilingualen Kontext.
Indikatoren
Die Lehrkräfte machen den Schüler:innen die aktuell genutzte Sprachmodalität transparent (Schilder, räumliche Zuordnung, …).
Die Lehrkräfte bleiben innerhalb der Unterrichtsphasen in der im Rahmen der Vorbereitung besprochenen Angebotssprache.
Die Lehrkräfte wechseln sich in der Unterrichtsführung ab.
Die Lehrkräfte bieten die Sprachen begründet simultan oder nacheinander an.
Die Lehrkräfte sind für ihre Schüler:innen ein Sprachvorbild.
Die Lehrkräfte nutzen die digitale Übertragungsanlage konsequent.
Die Lehrkräfte machen ALLE sprachlichen Äußerungen für ALLE Schüler:innen verstehbar (dolmetschen, voicen).
Die Lehrkräfte stellen die beiden Sprachen einander gezielt gegenüber (kontrastiver Unterricht z. B. im Bereich Grammatik).
Literatur
Achhammer, B (2014). Pragmatisch-kommunikative Fähigkeiten fördern. München: Reinhardt-Verlag.
Brandstetter, R. & Burghardt, M. (2008). Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung.
Aufgabe und Instrument der Arbeit an Sonderschulen. In: vds, Landesverband Baden-Württemberg (Hrsg.): Pädagogische Impulse, 3/2008.
Hattie, J. (2013). Lernen sichtbar machen. Baltmannsweiler: Schneider.
Helmke, A. (2015). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Velber: Kallmeyer.
Heymann, H.-W. (2015). Warum sollte Unterricht „kognitiv aktivieren“? In: Pädagogik. Heft 5/2015. Weinheim: Beltz.
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Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (2011): Bildungsplan der Schule für Hörgeschädigte. Stuttgart.
Motsch H.-J. (2015). Wortschatzsammler. Evidenzbasierte Strategietherapie lexikalischer Störungen im Kindesalter. München: Ernst Reinhardt-Verlag.
Reber, K & Schönauer-Schneider, W (2014). Bausteine sprachheilpädagogischen Unterrichts. München: Ernst Reinhardt-Verlag.
Reber, K (2009). Prävention von Lese- und Rechtschreibstörungen im Unterricht: Systematischer Schriftspracherwerb von Anfang an. München: Ernst Reinhardt-Verlag.
Schönauer-Schneider, W & Hachul, C (2012). Sprachverstehen bei Kindern. Grundlagen, Diagnostik & Therapie. Urban & Fischer: München.
Stecher, M & Rauner, R (2019): Unterrichtsqualität im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation. Heidelberg: Median Verlag.
Lizenz
Autor: Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Freiburg, Abtl. Sonderpädagogik;
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